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Skitouren 79º Nord

Mein Traum auf den Spitzbergen Skitouren zu machen wird Wirklichkeit. Ich stehe mit Madeleine und Pierre am Flughafen Zürich und gebe das Gepäck auf. Nach einem Stopp mit Übernachtung in Oslo geht es am nächsten Tag weiter mit einer Zwischenlandung in Tromsö wo wir alle aus dem Flieger müssen um den Pass zu zeigen und anschliessend wieder auf dem gleichen Sitz zu sitzen wie vorher. Gehört jetzt Spitzbergen wirklich zu Norwegen oder doch nicht? Ich bin ein wenig verwirrt. Der Anflug auf Longyearbyen ist sehr schön, zwischen den Wolken schauen immer wieder die weissen Gipfel hervor.

Anflug auf Longyearbyen

Als wir aus dem Flieger steigen, wissen wir weshalb hier alle sehr warme Kleider tragen. Es ist eisig kalt, die Sonne scheint zwar aber ein bissiger Wind bläst von Osten und geht durch Mark und Bein.

Flughafen von Svalbard

Auf der Fahrt mit dem Taxi zum Hotel wird uns schnell bewusst, wie klein Longyearbyen ist. Und trotzdem hat es hier eine Uni, ein grosses Hallenbad und überall sind Motorschlitten unterwegs.

Nach dem Zimmerbezug geht es zu Fuss ins Dorf, genauer zum Sportgeschäft, wo ich mein Gewehr, welches auf den Spitzbergen zur obligaten Skitourenausrüstung gehört, abholen soll. Im Sportgeschäft fragt die nette Dame nach der Bewilligung von der Regierung. Bewilligung...?! frage ich mich.

Der Grund weshalb wir bereits einen Tag früher hier sind, ist diese ganze Angelegenheit mit dem Gewehr. Ich hatte nach intensivem Mailkontakt und einigem Aufwand in der Schweiz, alle nötigen Unterlagen per Mail eingereicht und erhielt als Antwort - komm einfach im Shop vorbei und wir regeln das dann. Jetzt werde ich doch etwas unsicher ob dies tatsächlich alles so einfach zu regeln ist. Wenn ich jetzt das Gewehr nicht erhalte, kann ich nicht alleine unterwegs sein mit meinen Gästen. Ich zeige der Dame die ganzen Mailkontakte auf meinem Telefon, sie geht nach hinten um einen Anruf zu tätigen, kommt zurück und sagt, alles ok! Uff, bin ich erleichtert! Ich erhalte Anweisungen wie das Gewehr zu benutzen ist, fülle ein Papier aus und bezahle, fertig ist der Spuk und ich bin im Besitz einer Waffe.

Mauser 30-06

Am nächsten Tag treffe ich Phil, unseren Ex­pe­di­ti­ons­lei­ter beim Schiff, um 10 Uhr fahren wir zwei mit den Jungs von Pole Position -der Firma welche das Schiesstraining anbietet- zum Schiessplatz. Dort werden wir instruiert wie die Waffe benutzt wird, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir Eisbären begegnen sollten und wann dann tatsächlich das Gewehr in Einsatz kommen muss. Bei aller Abenteuerlust hoffe ich doch fest, dass es nicht soweit kommen wird! Beim Schiesstraining stellt sich heraus, dass die Schiessübungen während meiner Militärzeit nicht ganz unnütz waren...

Um 12:40 bin ich wieder am Flughafen und empfange dort Heike und Oliver. Ich bin so froh sie zu sehen, am Vorabend hatte die Swiss tatsächlich ihren Flug nach Oslo annulliert, ohne einen wirklichen Grund zu nennen. Nach einem Umweg via Wien konnten sie schliesslich spät abends nach Oslo fliegen und sind nun heute auch hier in Longyearbyen.

Am späten Nachmittag beziehen wir unsere Kojen auf dem Schiff und nach allen Sicherheitsanweisungen verlassen wir den Hafen ca. um 19:00 Richtung St. Jonsfiorden.

Als ich aufstehe sind wir schon im St. Jonsfiorden und ich gehe auf die Brücke um zusammen mit dem Kapitän und dem Expeditionsleiter zu schauen wo sich ein schöner Skiberg befindet.

Ganz hinten im Fjord werden wir fündig. Unsere erste Skitour machen wir im Bereich Gunar Knuden. Die absolute Stille dort oben ist einmalig und sehr eindrücklich! Der Gletscher wirkt wie ein Meer, nur ein paar Gipfel ragen heraus.

Nach dem Abendessen fährt das Schiff sehr langsam am Packeis vorbei zum Startpunkt der nächsten Tour, dabei können wir Roppen beobachten.

Am Sonntag steht ein Wetterwechsel bevor, deshalb gehe ich auf den Berg oberhalb von Gjerbenadden. Dort haben wir eine super Aussicht auf den St. Jonsfiord, zudem ist das Gelände perfekt zum Skifahren. Auch der Blick auf den Gaffelbreen Gletscher ist sehr eindrücklich.

Auf dieser Tour sehen wir Fussabdrücke von einem Eisbären, welche uns aufgrund ihrer Grösse schon sehr beeindrucken . Etwas mulmlig ist mir schon zumute, könnte der Eisbär doch gleich um die Ecke sein!

Die Wolken werden immer dunkler und der Wind wird stärker was bedeutet runter und zurück zum Schiff so lange die Wellen nicht zu hoch sind.

Wenig später setzten wir die Segel und fahren mit Rückenwind Richtung Norden. Dabei erleben wir einen wilden Ritt durch die Wellen. Die Fahrt in den Norden endet um ca. 24:00 im Kongsfiorden wo wir den Anker werfen. Zu dieser Zeit sitze ich an der Bar und bewundere die Mitternachtssonne, einfach unglaublich, dass die Sonne nie untergeht.

Am Montag morgen ist das Wetter relativ schlecht, es schneit und es bläst ein starker Wind. Wir entscheiden uns dafür abzuwarten, weil der Wetterbericht eine Besserung meldet im Verlauf des Tages.

Um ca. 11:00 Uhr gehen wir an Land und starten unsere Skitour in Richtung Austre Lovenbreen. Ich will auf den Punkt 732 jedoch wird das Wetter wieder schlechter und wir gehen nur an den Fuss von diesem Punkt. Eigentlich wollte ich noch über den Pass zwischen Gronlietoppen 763 und Nobilediellet 876, doch es macht keinen Sinn, die Sicht ist einfach zu schlecht, und dieser Gletscher Austre Lovenbreen hat eine gute Neigung zum Skifahren. So fahren wir der Aufstiegsspur entlang hinunter zum Meer. Etwa 100m über Meer haben wir wieder gute Sicht und stellen fest, dass wir die falsche Seite des Fjords gewählt haben. Nördlich von uns hat es blauen Himmel und es scheint tatsächlich die Sonne.

Beim Blick Richtung Norden sehen wir einen wunderschönen Berg mit einer herrlich gleichmässiger Flanke - welch ein Traum zum Skifahren - sein Name Feringfiellet. Zusammen mit der Crew entscheiden wir, dass dieser Berg unser Ziel ist für den morgigen Tag. Um dorthin zu gelangen, müssen wir allerdings zuerst die Insel Blomstrandhalvoya umfahren.

Unser Basislager

Grossartiger Blick auf Gletschereisabbrüche.

Bei Dyrevika starten wir bei leichtem Schneefall und vielen Wolken Richtung Feringfiellet. Schon im Aufstieg wird mir bewusst, dass dies ein super Skiberg ist. Durch den Schneefall von gestern haben wir ca. 15cm Pulver, ein wahrer Genuss! Auf dem Gipfel, auf 1054 Meter über Meer angekommen, verschwinden gerade rechtzeitig die Wolken und wir haben super Sicht für die Abfahrt!

Und weil es sooo schön ist, montieren wir die Felle noch einmal und steigen ein weiteres Mal hoch. Weiter unten in einem Couloir treffen wir Rentiere, welche auf Futtersuche sind.

Am Feringfiellet

Nach der Tour verlassen wir den Kongsfjord und fahren Richtung Norden in den Krossfjorden, danach in den Möllerfjorden und am Abend macht der Käpitän eine Extrarunde im Kollerfjorden, denn hier befinden wir uns am nördlichsten Punkt unserer Reise. Anschliessend ankern wir in Tinayrebukta.

Am Mittwoch starten wir Richtung Tverrkammen 858m, der Kambreen Gletscher ist relativ flach, wird dann aber im hintersten Teil ziemlich steil.

Nach ein paar Spitzkehren und kurzem Skiaufbinden erreichen wir den Sattel. Etwas später stehen wir auf dem Gipfel vom Tverrkammen 858m wo wir eine super Rundsicht haben auf die umliegenden Gipfel. Wir entscheiden uns zum D' Arodesbreen Gletscher hinunter zu fahren und etwas weiter östlich über einen Pass zu gehen.

Nach einer Stunde stehen wir auf dem Pass, auf uns wartet ein Nordhang mit feinstem Pulver! Diese Abfahrt werden wir wohl alle nicht so schnell vergessen! Die perfekte Neigung, wunderschöner Pulverschnee, einfach Freude pur! Und plötzlich taucht unten im Fjord unser Schiff auf; was für ein Anblick, und welch ein unbeschreibliches Gefühl! Pulverabfahrt bis direkt ans Meer, unserem Schiff entgegen​​.

Dieses Gefühl und diese wunderschöne Stimmung nehme ich mit nach Hause und freue mich schon jetzt im nächsten Jahr wieder hier zu sein!

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